Archiv der Kategorie: Aus dem Lektorat

Schreibtipp: Die Tücken der Allwissenheit

Von allen Themen, die ich in meinen Seminaren behandle, ist das der Erzählperspektiven das am heftigsten und häufigsten diskutierte. Selbst wenn es eigentlich um ganz andere Dinge geht, kommen wir meist irgendwann darauf zu sprechen. Soll man ein Ich erzählen lassen, eine personale oder neutrale Erzählperspektive wählen? Wie unterscheiden sich die Perspektiven? Muss man sich auf eine einzige beschränken? Pauschale Antworten greifen zu kurz. Da zahllose Romane auf dem Markt sind, deren Autoren und Lektoren es egal gewesen ist, ob die verwendeten Erzählperspektiven motiviert und nachvollziehbar sind, ist ein Blick in bereits erschienene Bücher nicht in jedem Fall hilfreich. Mancher fürchtet zudem, dass sich eine intensive Vorabbeschäftigung mit solchen technischen Aspekten als Kreativitätskiller erweist. Es erscheint am einfachsten, aus einer auktorialen, also allwissenden Erzählperspektive zu schreiben. Denn wenn alles zulässig ist, kann man nichts falsch machen.

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Eine Frage der Form: Gedankenstrich und Bindestrich

Und dann bestellte er das Pizza – liest der Lektor und will gerade den Bleistift ansetzen, um das das zu streichen und durch eine zu ersetzen, da entdeckt er, dass er wieder einmal einem als Gedankenstrich getarnten Bindestrich aufgesessen ist: Und dann bestellte er das Pizza – Taxi. Es ist erstaunlich, wie weit verbreitet der falsche Gebrauch der beiden kleinen Striche ist, die grundsätzlich Unterschiedliches bedeuten: Der Gedankenstrich trennt, der Bindestrich verbindet.

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Müssen Autoren und Autorinnen richtig schreiben?

RechtschreibungMüssen Autoren und Autorinnen die Rechtschreibung beherrschen? Wird der künstlerische Schaffensprozess durch die Beachtung formaler Regeln nicht geradezu behindert? Sollte es nicht vielmehr die Aufgabe des Lektorats oder einer Sekretärin im Verlag sein, die Fehler im Werk der künftigen Bestsellerautorin zu korrigieren? In diesem (von mir polemisch zugespitzten) Sinne äußerte sich neulich die Schreiberin eines Leserbriefes in einer Fachzeitschrift. Und unter denen, die ihre Werke selbst publizieren, gibt es durchaus die Ansicht, ein paar Rechtschreibfehler seien doch kein Problem. Dafür sei das Buch preiswert und einen Korrektor wolle oder könne man sich nicht leisten. Weiterlesen

Adjektive: Schmuck oder Ballast?

adjektive-schmuckballast

Schmückende Beiwörter, so hießen die Adjektive damals im Aufsatzunterricht, und damit ist ihre vornehmste Aufgabe beschrieben: Substantive aufzurüschen. Vor allem wenig erfahrene Autoren neigen manchmal dazu, ihre Texte nach dem Motto »Viel hilft viel« großzügig auszuschmücken und jedem Substantiv mindestens ein Adjektiv voranzustellen, um so vermeintlich die literarische Qualität zu steigern. Weiterlesen

Lockerungsübung: automatisch schreiben

automatisches Schreiben

Wer mit dem Schreiben beginnt, leidet zuweilen unter Schreibhemmungen. Oft steckt dahinter ein Streben nach Perfektionismus, dem die Vorstellung zugrunde liegt, jede Formulierung müsse bis in alle Ewigkeit so stehen bleiben. Mit zunehmender Schreibpraxis verliert sich das Gefühl meist, man schreibt unbekümmerter, weil man weiß, dass sich alles immer wieder korrigieren lässt. Wenn es aber bei neuen oder besonders wichtigen Projekten einmal hakt, wenn man keinen Anfang findet und frustriert aufs weiße Blatt oder den blinkenden Cursor des Monitors starrt, kann es sinnvoll sein, auf eine kreative Methode zurückzugreifen, gewissermaßen als Lockerungs- und Entspannungsübung. Weiterlesen

Schreibtipp: Die Tücken des Vornamens

figuren-namenEin Vorname sagt mehr als tausend Worte: Das stellten Psychologiestudenten aus Chemnitz fest, die für ihre Diplomarbeit die Wahrnehmung von Vornamen erforscht haben. Zentral ist die Wahrnehmung des Alters. Wer einen Namen hört, schließt sogleich auf das Alter des Namensträgers. Darüber hinaus lösen Vornamen Assoziationen über Attraktivität, Intelligenz und Religiosität des Namensträgers aus. Weiterlesen

Die Zeit als Strukturelement des Erzählens

Zeit-Uhren

Wer einen Roman plant, macht sich in erster Linie Gedanken über den Inhalt und die Entwicklung einer fesselnden Handlung. Schon dabei kommt der Faktor Zeit ins Spiel. Wann soll der Roman beginnen? Wer zu früh einsetzt und zunächst lang und breit den Alltag des Protagonisten schildert, bis endlich das »Primärereignis« (Elizabeth George) den Status quo ändert und zum Konflikt führt, langweilt seine Leser. Weiterlesen

Tipps für Kurzgeschichten

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»Plötzlich wachte sie auf. Es war halb drei. Sie überlegte, warum sie aufgewacht war.« Erinnern Sie sich an diesen Anfang? Er gehört zu der Kurzgeschichte Das Brot (1946) von Wolfgang Borchert, die jahrzehntelang in Schullesebüchern ihren festen Platz hatte. Ein perfekter Auftakt: drei Sätze, in denen kein Wort zu viel ist und in denen trotzdem Spannung aufgebaut wird. Weiterlesen

Brauche ich eine Literaturagentur?

Braucht man eine Literaturagentur?

Eine Literaturagentur zu haben, das war in Deutschland lange unüblich – im Unterschied etwa zum angloamerikanischen Raum. Allmählich setzt sich der Trend auch bei uns durch. Die großen Publikumsverlage vertrauen inzwischen eher auf die Vorauswahl der Agenten, als in den Fluten unverlangt eingesandter Manuskripte selbst nach Perlen zu fischen. Für Autorinnen und Autoren scheint die Einschaltung eines Vermittlers ebenfalls nur Vorteile zu bieten, nimmt er ihnen doch lästige Pflichten ab. Weiterlesen

So wird Ihre Lesung perfekt

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Mit Lesungen werben Sie für sich und Ihre Werke und haben – von Ausnahmen abgesehen – zusätzliche Einnahmen. Deshalb sollten Sie sich bietende Gelegenheiten nutzen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Unverzichtbar ist allerdings eine intensive Vorbereitung. Die erste Frage: Was sollten Sie lesen? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Weiterlesen