Was versteht man unter Autofiktion?

Der Begriff »Autofiktion« ist zurzeit ungemein verbreitet. Es handelt sich um ein Zwitterwort, das zwischen Wahrheit und Dichtung mäandert. Der paradoxe Ausdruck fügt Gegensätzliches zusammen. Die nichtfiktionale Autobiografie verschmilzt mit dem fiktionalen Roman. »Autofiktion« müsste dem Wortsinn nach mit »Selbsterfundenes« übersetzt werden.

Wer sein Leben in dieser Weise erzählt, hat eine große gestalterische Freiheit. Er kann nach Belieben Ausgedachtes mit tatsächlich Erlebtem mischen, ohne dass ihm jemand Unredlichkeit vorwerfen könnte.

Leserinnen und Lesern wird dieses Spiel mit der Unsicherheit aufgezwungen. Denn welche Teile ausgedacht und welche erlebt sind, bleibt das Geheimnis der Schreibenden. Dieses Verfahren findet in der Gegenwartsliteratur häufig Verwendung, zum Beispiel in den als »Roman« bezeichneten Werken »Streulicht« von Deniz Ohde und »Wut« von Harald Martenstein.

Wenn Sie selbst autofiktional schreiben möchten, sollten Sie sich klarmachen: Ihr Text wird nach den Maßstäben eines Romans gelesen und bewertet werden. Der Wahrhaftigkeitsbonus entfällt. Eine klar erkennbare ästhetische Überformung ist das markanteste Kriterium von Autofiktion. Sie will und muss erzählerisch überzeugen, im Idealfall verbinden sich Fiktionen und Fakten zu einem glaubwürdigen Ganzen. Misslingt der Spagat, genügt das Ergebnis weder als Lebensgeschichte noch als Roman.

Ausführlicher zum Thema:

Erinnern, Strukturieren, Schreiben. So gelingt Ihre Autobiografie oder Biografie.
Norderstedt: BoD 2023, 208 Seiten, 12 Abb., 16 €
(E-Book 7,99 €), ISBN 978-3-7460-8944-7

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